Schramberg hat eine lange Museumsgeschichte, die zu einer vielfältigen Museumslandschaft geführt hat.
Der Begriff "Museum" erscheint zum ersten Mal im Jahr 1880. Bei einer von Ausstellung Produkten aus Industrie, Handwerk und Gewerbeschule kam der Gedanke zur Gründung eines "Gewerbemuseums" auf.
Letztlich dauerte es aber fast ein Jahrhundert bis zur Gründung des Stadtmuseums Schramberg im Jahr 1979.
1898 richtete die Uhrenfabrik Gebrüder Junghans im Zuge ihres Aufstieges zur größten Uhrenfabrik der Welt ein "Deutsches Museum für Zeitmeßkunst" ein. Kommerzienrat Erhard Junghans (1849-1923) hatte dafür die damals berühmten Uhrensammlungen Speckhart, Gasser und Marfels gekauft.
Zu sehen waren aber nur historische Zeitmesser, keine aktuellen Uhren aus der modernen Massenproduktion. Das Museum diente vor allem als Attraktion für die Uhrmacher in der Kundschaft des Unternehmens. Bereits 1905 wurde es an das Deutsche Museum in München das Landesgewerbemuseum in Stuttgart übergeben wurde.
Von den 1930er- bis 1950er-Jahren setzte sich der erste Stadtarchivar Wilhelm Haas (1880-1956) immer wieder für ein Heimatmuseum ein.
1933 legte er der Stadtverwaltung eine "Planskizze zu einem Museum" vor. Es sollte in drei Abteilungen "Urgeschichte, Volkskunde und Kultur der Stadt und des Bezirks" darstellen und im heutigen vhs-Gebäude "Schlössle" untergebracht werden.
Der Zweite Weltkrieg ließ die Museumspläne aber wieder in den Hintergrund treten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Bürgermeister Dr. Konstantin Hank (1907-1977) den alten Wunsch nach einem Heimatmuseum wieder auf.
Damals wurde beschlossen, es im ehemaligen Schloss der Grafen von Bissingen und Nippenburg unterzubringen, sobald sich für die Schulen neue Räume ergeben würden.
In einem Arbeitsausschuss und einem Sammlungs- und Begutachtungsausschuss wirkten mehrere Bürger mit. Ehrenmatliches Engagement prägt die Museumsarbeit in Schramberg bis heute.
Einen starken Schub zur Gründung eines Stadtmuseums gab das 100-jährige Stadtjubiläum im Jahr 1967.
Zwei große stadtgeschichtliche Ausstellungen auf Zeit zeigten das Potenzial für ein Stadtmuseum auf. Zum einen zeigte die Fotogilde Schramberg e.V. zahlreiche Bilder und Objekte zur Stadtgeschichte, zum anderen präsentierten sich Firmen und Vereine mit ihrer Geschichte in den Schaufenstern der Geschäfte.
Bürgermeister Dr. Konstantin Hank bekräftigte, dass die zukünftige Aufgabe des Schlosses sein solle, zum lange gewünschten Stadtmuseum zu werden.
In den 1970er-Jahren fand in Schramberg unter Oberbürgermeister Dr. Roland Geitmann (1941-2013) ein großer kulturpolitischer Aufbruch statt.
Der Bau des neuen Berufsschulzentrums im Stadtteil Sulgen ermöglichte es, im nun freiwerdenden Schloss ein zeittypisches "Kulturzentrum" für das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und das Stadtmuseum einzurichten.
Das Stadtmuseum wurde dazu 1979 neu gegründet und von seinem ersten Leiter, dem Museumspädagogen und Volkskundler Andreas Kuntz (1952-2012) aus Marburg an der Lahn, in der Industriestadt Schramberg als "Museum für Technik- und Sozialgeschichte" konzipiert.
Die Gründung war von einem turbulenten "Museumskrieg" über Weg und Ziel der Museumsarbeit zwischen den verschiedenen politischen Lagern überschattet.
Andreas Kuntz wechselte nach nur einem Jahr Berufstätigkeit in Schramberg zum Stadtmuseum Düsseldorf.
Seine Nachfolge trat die Geographin, Germanistin und Volkskundlerin Gisela Lixfeld an, die als studentische Hilfskraft bereits am Aufbau des Stadtmuseums Schramberg mitgearbeitet hatte.
Gisela Lixfeld wirkte von 1980 bis 2017 fast 40 Jahre im Stadtmuseum Schramberg, baute die Sammlungen aus, realisierte zahlreiche Sonderausstellungen und begründete eine Schriftenreihe. Ihre Arbeitsschwerpunkte waren Frauen- und Industriegeschichte.
Ihr partizipatives Konzept "Museum zum Mitmachen" war seiner Zeit voraus und wurde von vielen anderen Museen seitdem übernommen.
Als "Museum für Technik- und Sozialgeschichte" legte das Stadtmuseum den Schwerpunkt seiner Sammlungen von Beginn an auf die örtlichen Industrieprodukte Strohwaren, Steingut und Uhren. Die Sammlungen wurden in der Gründungszeit vor allem aus Spenden der Bürgerinnen und Bürger aufgebaut.
Im Jahr 1982 konnten die ersten beiden Dauerausstellungen zu den Themen "Strohflechterei" und "Steingutherstellung" eröffnet werden. 1983 folgten die Dauerausstellungen zu den Themen "Handwerkliche Uhrenfertigung" und "Uhrenindustrie". 1985 konnten die "Burgpioniere" auch eine Dauerausstellung zum Thema "Burgengeschichte" als eine der ersten Präsentationen zur Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg einrichten.
Die Konzeption der vier Dauerausstellungen folgte dem Leitgedanken der Alltagsgeschichte. Die historischen Objekte werden durch Bilder, Dokumente und Grafiken in den Kontext der Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen gestellt.
Aus mittlerweile jahrzehntelanger Sammeltätigkeit entstanden bedeutende Bestände örtlicher Industrie, insbesondere von Steingut und Uhren.
Ein wichtiger Schwerpunkt in der Museumsarbeit war von Anfang an die Geschichte der bedeutenden Uhrenindustrie in Schramberg.
Zum 125-jährigen Firmenjubiläum übergab die Uhrenfabrik Junghans im Jahr 1986 ihre umfangreiche Sammlung als Dauerleihgabe an das Stadtmuseum.
Von 1987 bis 1989 wurde die größte Sammlung industreiller Zeitmesser in Europa mit Unterstützung durch das "Sonderprogramm Inventarisierung" des Landes Baden-Württemberg wissenschaftlich bearbeitet.
Im ehemaligen Werk H.A.U. der Uhrenfabrik Junghans wurde bei der 1989 beginnenden Umwandlung des alten Fabrikgeländes in einen städtischen Gewerbepark einer der größten Dieselmotoren aus dem Zeitalter der Industrialisierung entdeckt, die sich noch am Originalstandort befinden.
Um seine Erforschung und Erhaltung machte sich der 1995 gegründete Förderverein Dieselmuseum H.A.U. sehr verdient.
Im Jahr 2000 wurde das "Dieselmuseum" eine Außenstelle des Stadtmuseums im Technologie- und Gewerbepark H.A.U. Seit 2010 ist es in die "Auto & Uhrenwelt Schramberg" integriert.
Seit 2017 wird das Stadtmuseum Schramberg von dem Historiker und Kulturwissenschaftler Carsten Kohlmann geleitet. Seine Stellvertreterin ist seit 2018 die Kulturwissenschaftlerin und Museologin Annette Hehr.
Die zweite Museumsgeneration hat das 40-jährige Gründungsjubiläum des Stadtmuseums für eine Bestandsaufnahme und Positionsbestimmung genutzt.
Zu diesem Jubiläum wurde mit "Made in Schramberg - Spitzenprodukte aus dem Schwarzwald für den Weltmarkt" auch eine neue Dauer-Wechsel-Ausstellung eröffnet.